Zauberflötenrausch – Mozart als Strassentheater

Die Zauberflöte als Strassentheater ?! Aber natürlich! Gerade als man dachte, dass im Mozart-Jahr nichts Neues mehr passieren kann, haben sich in Berlin einige Sänger zu einem gewagten Opern-Projekt zusammengefunden!

Beim „Zauberflötenrausch“ erlebt das Publikum eine rasante, witz- und tempogeladene Kurzfassung der Zauberflöte mit allen musikalischen Highlights. Zugleich erzählen die beiden Autoren WAM und Schicki (Wolfgang Amadeus Mozart und Emmanuel Schikaneder) wie die Zauberflöte damals 1791 entstand und wie sie sich bis zur Uraufführung ständig veränderte – wie aus dem Tamino verfolgenden Löwen aus politischen Gründen eine Schlange wurde und wie die Rollen ihre unsterblichen Namen bekamen.

Aufgeführt wird das Ganze durch WAM (Tamino und Monostatos), Leopold Mozart (als finsterer Übervater und Sarastro), Mutter Mozart (als dritte Dame und Papagena), Mozarts Frau Konstanze Konstanze Weber als Pamina und zweite Dame, und – wie auch schon tatsächlich in der Uraufführung 1791 in Wien mit Emmanuel Schikaneder als  Papageno und  als strahlender Star der Show Konstanzes ältere Schwester Aloysia als Königin der Nacht, und notgedrungene erste Dame.

Begleitet wird die Sängerschar von Mozart Schwester Nannerl am Bajan (einem russischen Edel-Akkordeon) und komplettiert sich oft selbst durch eine Accapella-Fassung des Orchesters.

Durch die Überblendungen der historischen Persönlichkeiten aus Mozarts Leben mit den wichtigsten Rollen aus seiner Oper entsteht ein facettenreiches Musiktheater, das einen augenzwinkernden Blick auf bekannte und unbekannte Werke von WAM (Wolfgang Amadeus Mozart) wirft – und so auch Menschen begeistern kann, die bislang mit Oper nicht viel am Hut hatten.

Musikalische Raffinessen – Verzahnte Arien

Musikalisch aufregend für Opernfans (und vor allem für Mozartkenner!) wird „Der Zauberflötenrausch“ durch das gewagte Ineinander-Verschneiden verschiedener bekannter Arien: so dialogisiert z.B. die Königin der Nacht mit Sarastro: Rachearie und Hallenarie laufen geschickt miteinander verzahnt parallel zueinander ab.

Auch die Begleitung durch Nannerl Mozart und die Accapella-Ensembles sind ein Hörerlebnis der ganz besonderen Art.

Musikalisch kongenial arrangiert wurde der Zauberflötenrausch vom in München lebenden russischen Komponisten Vladimir Genin.

Unter Verwendung von Originalzitaten aus Briefen von und an Wolfgang Amadeus Mozart, Ausschnitten aus Christoph Martin Wielands Märchen „Lulu oder die Zauberflöte“ sowie „Die weisen Knaben“  und einem Zitat aus Peter Shaffers „Amadeus“

Partien für den Flötenzauber auf der Strasse

WAM (Wolfgang Amadeus Mozart), Tenor, als Monostatos und Tamino

WAM, ein Komödiant pas excellence geniesst seinen Nachruhm und die heutige Vorstellung locker und entspannt, steht aber den gesellschaftlichen und familiären Zwängen in seinem Leben durchaus kritisch gegenüber.

 Konstanze Mozart, geborene Weber, Sopran, als Pamina und zweite Dame

Stilisiert sich zwar gerne zur trauernden Witwe hoch, aber ist doch zuweilen ein richtiger Besen – aber ihr WAM kriegt sie immer wieder mit Charme rum. Besteht gerne darauf, wozu sie WAM nicht alles inspiriert hätte – bei der „Konstanze“ aus der „Entführung“ fällt ihr die Beweisführung zunächst auch noch leicht….

Leopold Mozart, Bass, als Sarastro

Versucht, den manchmal etwas peinlichen Entgleisungen der Partygäste entgegenzuwirken, und der Veranstaltung so viel Würde zu verleihen, wie möglich. Was seinen eigenen Anteil am Erfolg der „Mozart AG“ betrifft, ist er eher überpedantisch – aber auch platzend vor Stolz  („Ohne mich …“)   Leopolds Laune wird aufrechterhalten, indem er viel singen darf/ muss:  leider oft auch moralisch fragwürdige Charaktere wie Don Giovanni.

Hingegen geniesst er sich als Sarastro und Komtur.

 Aloysia Weber, Koloratursopran, als Königin der Nacht und Erste Dame

Ältere Schwester von Konstanze, und Mozarts erste grosse Liebe, die er gerne zum Star gemacht hätte, erlebte eine sehr zufrieden stellende Karriere als Sängerin und heiratete in Wien den Hof-Burgschauspieler Joseph Lange. Sie  weist ihre jüngere Schwester immer wieder gerne zurecht, und beharrt zuweilen auf ein in dieser Form nie gehabtes „jus prima noctis“ – denn hätte sich WAM nicht in sie verknallt, wäre er am Ende nicht bei der jüngeren Schwester hängen geblieben.

 Emmanuel Schikaneder,  Bariton, als Papageno

Mozarts bester himmlischer Kumpel – Saufkumpan, künstlerischer Mit-Aushecker, mit beiden Beinen im Nach-Leben stehend und mit einem satirischen Mundwerk begnadet.

Der Schicki ist ein Erzkomödiant. Unter dem Motto „lasst mich den Löwen auch spielen“ nutzt er jede Gelegenheit aus, für zwar Eingeladene, aber aus verschiedenen Gründen nicht aufgetauchte Gäste einzuspringen. So z.B. Lorenzo da Ponte (mit grrrossem, italiänischem Accento oder als überaus huldvoller Fürst Schrattenbach )

 Nannerl Mozart, Akkordeonistin

Die wahre Mozart–Priesterin liest ihrem kleinen Bruder jeden musikalischen Wunsch von den Augen ab. Sie fand ihre gemeinsame Reisezeit als Jugendliche spannend, und hat sich damit arrangiert, dass ihr jüngerer Bruder einfach deshalb der grössere Star war.  Frauenschicksal eben – und letztendlich hat sie sich auch ganz gut mit einer adligen Heirat und einem traditionell weiblichen Leben des ausgehenden 18.ten Jahrhundert arrangiert.

 Mutter Anna Maria Mozart, Mezzosopran, als Dritte Dame und Papagena

Die gebürtige Anna Maria Pertl, ein eher schlichtes Gemüt, ist  wie viele Mütter ständig gerührt über die Leistungen des Sohnes. Ab dem Zeitpunkt ihres Todes hat sie aber Schwierigkeiten, den Geschichten zu folgen. in seinem Leben ständig mit der Tendenz einzuschlafen.