Puck You ! Ein Sommernachtstraum

Gutes Theater beschäftigt sich auf faszinierende, unterhaltsame und emotional berührende Weise mit wichtigen gesellschaftlichen Themen. „Puck You ! Ein Öko-Logischer Sommernachts-Alp-Traum“ stellt spannende Fragen und bietet Menschen jeden Alters die Möglichkeit, sich mit den wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit zu beschäftigen: der Klimakatastrophe und dem Artensterben. Im Herbst 2022 findet mit „Puck You Wilhelmsburg“ die erste Umsetzung an einer Hamburger Schule statt.

Welttheater mit vielen Fragen – und Antworten

Shakespeare verwebt 1596 in seinem orginalen Sommernachtstraum geschickt verschiedene Ebenen: die Probleme in der Welt der Naturgeister haben Auswirkungen auf Menschen aller Schichten in Athen. Als Zuschauer*innen betrachten wir, wie sich während drei Tagen und Nächten scheinbar stabile Regeln auflösen, alles im Chaos versinkt bevor eine neue Ordnung etabliert wird.

Die weltpolitisch wichtige Hochzeit eines Herrscherpaares steht an: Hippolyta, die Königin der Amazonen hat Frieden mit Theseus, dem Herrscher von Athen geschlossen. Ihre Vermählung soll den Frieden langdristig garantieren.

Während ein Trupp von Handwerkern als Hochzeitsgeschenk die Aufführung eines Schauspiels plant, flüchten vier Jugendliche, die mit den Höhen und Untiefen erster Verliebtheiten und elterlicher Regeln emotional gefordert sind, in den Wald.
Doch der Wald ist Feenreich und der Kobold Puck treibt dort Schabernack: manchmal harmlos pubertär, manchmal wirklich gefährlich.

Bei Shakespeare kommen alle Figuren am Ende mit einem blauen Auge davon. Einige haben sich durch die vielen Erkenntnissen der drei magischen Mittsommernächtte auch verwandelt: sie haben haben dazugelernt, sind menschlich gereift und emotional gewachsen.

Puck You! – Zeitlose Herausforderungen

Doch was passiert nun, wenn diese Figuren aus Shakespeare berühmter Komödie, in unsere heutige Zeit versetzt werden? Wenn die Fragen der fragilen Abhängigkeit der Menschheit von der Natur neu gestellt werden? Schon Shakespeare hält seinen elisabethanischen Zeitgenoss*innen den Spiegel mit grosser Vorsicht vor, indem er seine Geschichte in ein mythisch verklärtes Athen als Sinnbild der Wiege von menschlicher Zivilisation ganz allgemein versetzt.

Deswegen heisst die Grundfrage heute: kann und wird es der Menschheit gelingen, unseren Planeten und seine natürlich und kulturelle Vielfalt zu bewahren? Und wer muss sich daran beteiligen?

Jugend und Revolte

Beginnen wir mit den jüngsten Protagonist*innen, den vier Jugendlichen:
begehren Hermia, Helena, Demetrius und Lysander nicht nur gegen die strengen Sittenregeln ihrer Eltern in Athen auf, mit arrangierten, standesgemässen Ehen sondern engagieren sich auch gleich noch für den Klimawandel?

Gründen die vier eine lokale Fridays4Future-Gruppe und beginnen mit den Mächtigen zu verhandeln?

Werden sie den Wald, der im späten 16. Jahrhundert tatsächlich ein gefährlicher Ort war, an dem in der Stadt aufgewachsenen Menschen den Naturkräften hilflos ausgesetzt waren, erhalten oder verfluchen?

Feenreich am Abgrund

Was bedeutet steigende CO2 Werte für die Feenwelt? Titania und Oberon, das Herrscher*innenpaar des Feenreichs, fungieren nicht nur bei Shakespeare als Schutzgeister bzw personifizierte Urkräfte der Natur. Ein aktueller Streit zwischen den beiden führt zu einer Verödung der Natur, da die natürlichen Kreisläufe behindert werden:

Auslöser des Streites ist der sogenannte „Indische Knabe“, ein Waisenkind, dessen Mutter bei dessen Geburt starb und um das sich Titania seither intensiv kümmert. Oberon fühlt sich vernachlässigt. In seiner Eifersucht ersinnt er Rachepläne und will Titanias Liebe durch Tricks neu gewinnen.

Konsequent weitergedacht: ist dieses Kind ein Klimaflüchtling, dessen Eltern vor einer unerträglichen Hitzewelle fliehen mussten?

Handwerker und Querdenker

Die Handwerker bei Shakespeare sind trotz ihrer intellektuellen Einfältigkeit ehrgeizig, wagemutig und obrigkeitsgläubig zugleich. Sie bleiben nicht „bei ihren Leisten“, sie wollen Neues wagen und grosse Kunst präsentieren.
Shakespeare spitzt ihre Bemühungen auf absurd komische Weise zu, lässt vor allem Zettel an seiner eigenen falschen und übertriebenen Selbsteinschätzung scheitern. Dass er im Laufe des Stück zeitweise in einen Esel verwandelt wird, ist auf vielen Ebenen von Bedeutung.
Hier sind deutliche Parallelen zu den Querdenkern in der Coronapandemie spürbar, die aus einem falsche Verstandenen Rebellionsgefühl klüger sein wollen als Wissenschaftler*innen mit ausgewiesener Fachexpertise. Und genau so, wie sie sich in der Pandemiebekämpfung verweigern, werden diese skurrilen Eigenbrötler wohl auch wenig beitragen, um die Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen.

Nature fights back

Die Natur rechnet in anderen Zeiträumen als Menschen. Ein paar Jahrtausende mehr oder weniger sind ein Wimpernschlag der Erdgeschichte. Doch für unsere fragilen menschlichen Zivilisationen ist der Zusammenbruch von Klima gleichbedeutend mit dem Verlust unserer Nahrungsgrundlagen, mit dem Ausbruch von Kriegen, mit Millionen von Flüchtenden.

Die „Warming Stripes“ machen klar, wie sehr wir unsere Erde aufgeheizt haben. Die letzten 7 Jahre sind auch zugleich die wärmsten 7 Jahre seit dem Auftreten der menschlichen Zivilisation. Unsere Gesellschaft beruht auf Zusammenarbeit, und deshalb zeigt „Puck You“ auch über die originale Shakepeare-Handlung hinausweisende Optionen, sich gesellschaftlich zu engagieren: als Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Lernende jeden Alters die zusammen eine engagierte Zivilgesellschaft bilden.

(Diese Website wird ständig überarbeitet. Die Aktualisierung dieser Unterseite erfolgte im August 2022. Sollten Sie irgendwelche inhaltlichen oder formalen Fehler entdecken, freuen wir uns über eine entsprechende Rückmeldung unter kreissig@kreissig.net. Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren und inspiriertenTag!
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