Im Rahmen meines Lehrauftrages an der Musikhochschule Mannheim im Fach „Moving – Tänzerischer Bewegungsunterricht für Sänger*innen“ seit April 2021 habe ich für die Studierenden eine Sammlung mit inspirierenden Tanzvideos zu unterschiedlichen Tanzstilen zusammengestellt. Dabei habe ich darauf geachtet, eher unbekannte Beispiele zu verwenden, die nicht schnell selbst über Suchmaschinen entdeckt werden können.
Bei den meisten Links war eine Einbettung möglich, so dass ein Standbild des Videos zu sehen ist. Manchmal hingegen muss man auf den kleinen Link klicken.
In meist sehr kurzen Texten werden tanztechnische, tanzhistorische und soziologischen Hintergründe der verschiedenen Tanz- und Bewegungsstile erklärt.
Diese Sammlung erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie bietet Menschen, die erst beginnen sich mit Tanz zu beschäftigen, einen breit gefächerten Einstieg in die Welt der Bewegung. Daher freue ich mich über Ergänzungen, die gerne am regie@kreissig.net geschickt werden können.
Table of Contents
Akrobatik
Als spannende Kombination von Cheerleading, rhythmischer Sportgymnastik und der Jazzformationstanz hat sich ein hochakrobatischer Freestyle entwickelt, der sich vor allem in den USA grosser Beliebtheit erfreut. Die „BYU Cougarettes“ der mormonischen (!) Brighan Young University gewannen 2019 mit „Praying“ von Kesha den ersten Platz sowohl als Jazztanz als auch Hip Hop Formation bei den NDA Collegiate Cheer and Dance Championships in Daytona Beach, Florida. Höchtsleistung in perfekter Synchronizität!
Ballett
Ballett ist eine der technisch anspruchsvollsten Tanzstile, der gleichzeitig eine starke ästhetische Idealisierung beinhaltet. Es gibt den schlanken „idealen“ Tänzer*inne-Köper“ mit langen Beinen, einem stark ausgeprägten Spann im Fuss und einer zunöchst hochbewussten, später automatisierten Kontrolle des Körpers. Klassisch ausgebildete Tänzer*innen verfügen nsowohl über schnelle Sprungkraft, Haltekraft beim Adagio und eine exzellente Drehtechnik.
Als historisch ältestes geschlossenes Trainingssystem für komplexe Bewegungsabläufe innerhalb des westlich, europäisch geprägten Kulturkreises war Ballett über Jahrhunderte hinweg die athletischste aller Kunstformen. Erst unter dem zunehmenden Einfluss der erkentnisse der Sportwissenschaften haben sich auch Unterrichtsformen beim Ballett gegen Ende des 20 Jahrhunderts nochmals weiter ausdifferenziert.
Hier einige besonders schöne Sammlung von Beispielen für perfekte Bewegungsabläufe beim Ballett:
Maria Khoreva, erste Solistin des Mariinsky Theater in St Petersburg hat einen absolut professionellen eigenen Youtube-Kanal gerade für klassisches Ballett aufgebaut.
Fouettés – Ausschnitt aus dem Grand Pas de Deux aus „Paquita“:
Balancen auf Spitze – Ausschnitt aus dem Grand Pas de Deux aus „Paquita“:
Bodypercussion
Bodypercussion eignet sich auch für tolle Effekte, bei denen man sich manchmal auch weniger um die schiwerige Beinarbeit des tanzenbs bemühen muss.
Hier ein schönes Beispiel aus einer Schulaufführung, bei der sich 6 sehr coole Jungs mit viel Humor präsentieren.
Wird der Rhythmus nicht nur mit dem Körper ausgeführt sondern um Schlaginstrumente erweiter, gibt es „Rhythm and Dance“. Gerade Alltagsobjekte eignen sich dafür ausgezeichnet.
Ein moderner Klassiker ist. der Cup Song mit Anna Kendrick aus dem Film „Pich Perfect“
Hier das offizielle Video der Auskoppelung, bei der das Spiel mit Plastikbechern in allen Versionen betrieben wird:
Folklore
Folkloretänze sind perfekte Beispiele dafür, wie sich auf der ganzen Welt ähnliche, für viele leicht erlenrbare Schrittmuster entwickelt haben. Bei nur 2 Beinen und 2 Armen erscheinen die Möglichkeiten, sich innerhalb der den Grenzen des menschlichen Grenzen des Körpers zu bewegen, dennoch unbegrenzt.
Slawische Folklore
In vielen vormals sozialistischen Ländern werden meist durch Nationale Folkloretanzensembles die spezifischen Traditionen zu höchtser Perfektion weiterentwickelt. Hier ein schönes Beispiel einer probe aus der Schule des russischen Igor Moisseyev Balletts.
Sher typisch die „Rollbewegungen“ der Mädchen ab 0:21 oder die schnell wirbelnden Dreierkarussels ab 1:10
Bei den Männern wechseln Akrobatik und Slapstick einander ab. Ab 4:20 sieht man kurz einen „russischen Charleston“
Ab 5:25 geht es von Kettenbewegungen in einfache Bodypercussion-Elemente über.
Bei 6:50 ein wunderbares „Schwanken“ des Schwerpunktes an die Grenzen der Standfläche.
Hula
Von den Polynesischen Tänzen ist vor allem der Hula bekannt. Er ist ein „Balztanz“ der jungen Mädchen, der ähnlich wie auch der orientalische Bauchtanz viel über Hüftbewegungen arbeitet. Auch hier gibt es mittlerweile Wettbewerbe, die die Folklore in Bühnenkunst überhlhen und verdichten:
Spanische Folklore
Auch die spanischen Folkloretänze haben sich als wichtiges Kulturerbe weltweit eingeprägt. Der Flamenco vereint Elemente der
Flamenco
Der Flamenco ist ein seit dem 19. Jahrhundert populäres Kunstgenre aus Andalusien und angrenzenden Regionen, dessen Repertoire aus Liedern und Tänzen sich durch eine charakteristische Vortragsart auszeichnet. Im Flamenco fliessen viele Elemente der islamischen Kultur ein, sowohl was den Gesangsvortrag als auch die Gitarrenbegleitung und bestimmte Rhythmen betrifft.
Im 19ten und 20sten Jahrhundert gab es zahlreiche weltweit berühmte Flamencotänzer*innen.
Vor allem die Verfilmung des Carmen Stoffes durch Carlos Saura aus dem Jahre 1983 hat viel zur Internationalen Popularität beigetragen. Hier der Konflikt der Arbeiterinnen in der Zigarettenfabrik:
Die starke Rhythmik der Fussarbeit ist kennzeichnend für den Flamenco. Ein sehr schönes Beispiel mit Sänger , Begleitrhythmus (Handklatschen und Fussarbeit) und Tanz durch Rocio Molina in einem Olivenhain.
Jotas
Jotas sind in ganz Spanien und in spanischen Kolonien vorkommende Hüpftänze bäuerlichen Ursprungs im Tripletakt, bei der je nach Region auch Kastagnetten eingesetzt werden können.
Das Instrumentarium zur musikalischen Begleitung besteht aus fast immer gegenwärtigen Gitarren , je nach Region kommen auch Streich- und Blasinstrumente zum Einsatz, sowie in den nördlichen Provinzen auch Balginstrumente, wie die gaita gallega.
Zur Kastagnettenbegleitung der Tanzenden gesellen sich meist weitere Perkussionsinstrumente, bei denen es sich auch um umfunktionierte Alltagsgegenstände, wie Mörser, Flaschen oder Viehglocken handeln kann.
Die baskischen Jotas sind schneller und arbeiten viel mit Wechseln zwischen Ferse und Fusspitze des Spielbeins:
Nicht besonders gut in der Ausführung, aber mit sehr vielem originalem Schrittmaterial für die 6/8 Version einer Jota
Historische Aufnahmen
Aktuell werden viele historische Originalaufnahmen aus den Anfängen der Kinematografie digital aufgearbeitet. So entstehen zum einen flüssige Bewegungsabläufe, die sich an der heute üblichen Abspielgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde orientiert. Durch zusätzliche Nachkolorierung wird ein für unsere heutigen Sehgewohnheiten realistischer Eindruck vermittelt. Dies ermöglicht eine bessere Konzentration auf die Qualität der Bewegungen.
1896 Hier tanzen mehrere Menschen auf den Strassen Londons
Hier eine inszenierte Episode, wie mehrere Schneiderinnen ihr Umfeld mit Tanz „anstecken“:
Musicals
In Musicals werden Gesang, Schauspiel und Tanz gleichwertig kombiniert. Die Musical Comedy entwickelt sich in Amerika als Mischung und Fortsetzung von Operette, Revue und Vaudeville. Mit der Erfindung des Tonfilms entwickelt sichFilmmusical als eigenständige Kunstform. Neben komplett neuen Stoffen, die speziell für das Kino entwickelt werden ( „The Jazzsinger“ oder „Singin in the Rain“) werden auch immer wieder Bühnenmusicals optisch opulent für das Kino aufbereitet.
Ein wunderbaren Zusammenschnitt verschiedener Tanzformen aus berühmten und weniger bekannten Musicals
Eine kommentierte Sammlung exzellenter Tanzszenen weniger bekannter Musicals, die einen sehr schönen Überblick über das Repertoire vermittelt.
Steptanz
Amerikanischer Steptanz war eine der prägendsten Tanzformen im Musical und ist auch heute noch faszinierend. Hier einige eher unbekannte Fundstücke aus dem Netz. In diesen humorvollen Flirt zwischen 3 Paaren steppt sogar James Stewart mit:
Synchrone Bewegungen
Synchrone Bewegungen grosser Ensembles sind immer wiede faszinierend. Egal ob bei Ballett, Hip-Hop oder einer sehr speziellen Kunstform aus Japan: dem Synchronlaufen
Tanztechnik allgemein
Tanztechnik allgemein besteht aus 5 wichtigen Bereichen, die man alle trainieren kann:
- Flexibilität des Körpers (Bänder und Sehnen)
- Kräftigung des Körpers (Muskeln)
- Verständnis von Bewegungsvorgängen
- Automatisierung von Bewegungsvorgängen
- Rhythmische Koordination mit der Musik
Ein sehr schönes Basisvideo (auf Englisch) zu Motivation, Regelmässigkeit von Training und dem mentalen wie physischen Durchhaltevermögen zum Thema Flexibilität (Stretching) gibt es hier.
Prävention und Verletzungen
Youtube ist auch ein grosse Fundgrube für medizinische Informationen.
Hier ein Videokanal von Jasper Hulscher, einem Physiotherapeuten und Chiropraktiker:
https://www.youtube.com/c/MiltonChiropracticClinic/about
Fit bis ins hohe Alter
Tanzen ist einer der schönsten Möglichkeiten, sich körperlich und geistig fit zu halten. Hier ein sehr schönes Video von Toni Basil, einer berühmten Jazz- und Showtänzerin und Choreographin, die zum Zeitpunkt der Aufnahme 74 war:
Sie haben es sicher bemerkt ! Die Texte auf dieser Website werden gegendert.
Meist nutzen wir die Form mit dem Sternchen, weil dies für die Programme, die den Text vorlesen lassen am Besten geeignet scheint. Um die Flexibilität zu trainieren tauchen aber auch ab und zu andere Formen wie Forscher_innen oder LehrerInnen auf. Sollten Sie damit irgendwelche Schwierigkeiten haben, bedaure ich diesen Umstand für Sie, aaaaaaaber sage auch: Herzlich willkommen im 21. Jahrhundert. 🙂