Insects – Ein ökologisches Tanzmärchen

Schon im Juni 1990 hatte Kreissigs erstes Theaterstück mit einem ökologischen Thema Premiere: „Insects“ erzählt die Geschichte der auf ihrer Wiese sehr beliebten Maikäferin, die vom Wiesenrowdy, dem Kakerlaken unsanft und daher erfolglos umworben wird.
Doch als die Maikäferin in einem Schuhkarton gefangen wird, gelingt es dem Kakerlaken alle ihn eigentlich ausgrenzenden anderen Wiesenbewohner zu einer grossen Befreiung zu organisieren: gemeinsam heben sie den Deckel des Schuhkartons an, die Maikäferin kommt frei und ein grosses Hochzeitsfest schliesst sich an. Die 16 köpfige Ameisenarmee feiert ebenso mit wie die vier Schmetterlinge, die Hummel, die Libelle und die Gottesanbeterin. Doch am Ende des Hochzeitsfestes überfliegt ein Flugzeug die Wiese und versprüht ein Insektizid: ausser dem Kakerlaken, einigen Ameisen und der Kellersassel sterben alle Tiere. So löste das Stück in vielen Elternhäusern eine Diskussion über ökologische Aspekte aus.

Gisela Ronecker, Kreissigs erste Ballett- und Choreologielehrerin in der John Cranko Schule, hatte 1978 eine eigene Ballettschule in Fellbach gegründet. Sie hatte Kreissigs Entwicklung aufmerksam verfolgt und bot ihm 1989 an, ein grosses Kinderballett für ihre jährliche Schulvorstellung zu choreographieren. Kreissig ergriff diese Chance sehr gerne, da ihm die Bedeutung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schon immer sehr wichtig war.

Thorsten Kreissig, Andrea Beier und Renate Mach bei den Proben für Insects

Im Laufe des Schuljahres kam Kreissig immer wieder für intensive Arbeitswochenenden nach Fellbach und entwickelte dort in einem dicht getakteten Probenplan das Stück gemeinsam mit den Kindern. Dabei waren die Ergebnisse dieser Wochenenden immer so, dass die Lehrer*innen der Ballettschule die entstandenen Sequenzen in den nächsten Wochen probieren und putzen konnten, und die Schüler*innen so an ihren Aufgaben wachsen konnten.

Maikäferin und Kakerlak

In „Insects“ übernimmt Kreissig in parodistischer Weise die Strukturen des klassischen Handlungsballetts, das in seiner Feier allen Charakteren nochmals die Gelegenheit gibt, im Rahmen des Hochzeitsfestes Bravoursoli oder Gruppenauftritte zu feiern. Die Originalbesetzung des Kakerlaken tanzte Mark Mc Clain, damals Solist des Stuttagrter Balletts, mittlerweile Ballettdirektor in Coburg. Die erste Maikäferin war Isabelle Schad, mittlerweile freie Choreographin und Trägerin des Deutschen Tanzpreises.

Das Kreativteam

Die Musik wurde von Christian Schaaf speziell komponiert, die Kostüme stammten von dem Modedesigner Uwe Arlt, mit dem Kreissig in Hannover schon mehrfach für Modenschauen und anderen Kulturevents zusammengerarbeitet hatte. Bühnenbild und Requisiten wurden von Giovanni und Barbara Kohm gestaltet. Die wichtige Vergrösserung von Apfelschnitzen, Blütenpollen und riesigen Wiesenblumen wurden von den beiden wunderbar gelöst. 

Insects verblieb über mehrere Jahre erfolgreich im Repertoire der Ballettschule Ronecker und ganze Generationen von Ameisen und Chefameisen wuchsen in neue Rollen hinein. 1995 wurde „Insects“ auch ins Repertoire der Luzerner Ballettschule von Ricardo Duse übernommen.