Schuberts Winterreise als Tanztheaterprojekt
Schuberts Winterreise gilt zu recht als einer der wichtigsten Liederzyklen überhaupt. Der Zugang zu diesem schwermütigen, stets um den Tod kreisenden Opus ist auf vielfache Weise möglich. Selbstverständlich wurde ein derart prominentes Werk schon des öfteren verfremdet, zuweilen auch vertanzt. 1997 arbeitete Kreissig nach seinen Luzerner Jahren wieder verstärkt in Hannover und entwickelte auch zwei Projekte für das Tanztheater im Hof., darunter auch den Schubert-Zykluss, den er durch geschickte Brechung von Text, Musik und einer klaren, bildhaften Inszenierung auf mehreren Ebenen durchleuchtet.
Eine Frau im Spannungsfeld zwischen drei Männern – zunächst im Schnee vergraben und verschüttet belebt sie Erinnerungen an Schubert. Gemeinsam tauchen sie in eine winterliche Welt, gehen auf eine surreale, todessüchtige Reise die immer wieder neue Bilder enthüllt. Getragen von Schuberts Musik, die teils original, teils verfremdet erklingt und eng verzahnt mit den Liedtexten von Wilhelm Müller verdichtet sich dieses Winterabenteuer zu einem sinnlichen Erlebnis.
Jeder einzelne verkörpert dabei einen Aspekt von Schuberts Persönlichkeit. Kirsten Eilmes ist diese Frau, die sich als Anima Schuberts in die ehemalige Geliebte des Sängers verwandelt, ihn dann als Irrlicht in den Tod zu locken versucht und gleichzeitig stets seine vertraute Partnerin ist.
Bilder aus Vergangenheit und Gegenwart
Angesiedelt in einer seltsam anmutenden Schneelandschaft im Nirgendwo, pendelt das Stück auch zwischen den Zeiten. Faxgeräte tauchen auf dem Schnee aus und vermitteln Nachrichten aus der Vergangenheit – und weisen auch in unsere Zukunft?
Das unaussprechliche erlebbar machen, die Bilder zum Sprechen und den Körper zum Singen bringen: Gespräche, Verständnis, vertrauen. Die Kommunikation dieser vier Menschen miteinander, untereinander und aneinander vorbei, ihre verschiedenen Haltungen zum nahenden Tode sind ein weitere Thema, das sich wie ein blutroter Faden durch den Abend zieht.
Die erste grosse gemeinsame Produktion des Tanztheaters im Hof mit Thorsten Kreissig wurde durchaus ein fröstelnder Höhepunkt des hannoverschen Theaterherbstes .
Die Mitwirkenden
Peter Frank
geboren 1963 in Hannover, war von 1973 – 1979 Mitglied des Knabenchors Hannover. Nach dem Abitur studierte er an der Hochschule für Musik und Theater Hannover mit dem Abschlüssen Schulmusik, Gesangslehrer und Operndiplom. 1989 war er Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes, ab 1988 Gastverträge am Oldenburgischen Staatstheater (o.a. als „Papageno“) und am Brandenburger Theater (als „Figaro Graf“).
Seit 1993 Engagement am Brandenburger Theater als lyrischer Bariton. Darüber hinaus rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland (u.a. 1993 Händel-Festspiele Göttingen und szenische Aufführung von Monteverdi-Madrigalen in Hannover) sowie Mitwirkungen bei Rundfunkproduktionen (Kantaten, Oratorium, Lied, Operette, Musical) und CD-Aufnahmen (u.a. Caldara – Stabat mater, EMI Classics).
Manuel Hoge
musikalischer Leiter des Tanztheaters ist als Schlagzeuger und Darsteller einer der drei Männer. Die musikalische Qualität wird auch durch die Mitwirkung des an der studierenden Pianisten
Christoph Iacono