Stuttgart

Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart ist die erste künstlerische Heimat von Thorsten Kreissig. Hier erhielt an der John Cranko Schule seine Tanzausbildung, hier machte er als Page in Crankos „Romeo und Julia“ oder Messdiener in „Der Widerspenstigen Zähmung“ erste Bühnenerfahrungen in einem grossen Opernhaus.
1976 war er als junger Zarewitsch erstmals an der Seite von Marcia Haydee in Kenneth MacMillans „Anastasia“ solistisch auf der Bühne.

Die Cranko Schule förderte ganz im Geiste ihres Gründers auch immer wieder die choregraphischen Talente ihrer Schüler*innen. Alle zwei Jahre fanden die Schulaufführungen im Kleines Haus statt und mindestes die Hälfte des Programm bestand aus Choreographien der Schüler*innen.
Mit „Die Marionette“ steuerte Kreissig im Jahre 1976 sein erstes eigenes Stück bei. Zur Musik von Scott Joplin streiten sich zwei Puppenspieler (die Brüder Michael und Mark McClain) wer der bessere Puppenspieler sei, um erst im gemeinsamen Zusammenspiel – einer auf den Schuktern des anderen sitzend – die übergrosse Marionette (Kreissig selbst) zum Leben erwecken zu können.
Da im Rahmen einer Kooperation zwischen der Bühnenbildklasse der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste auch 5 ausgewählte Stücke durch Studierende von Prof. Jürgen Rose neu ausgestattet und nochmals in der Akademei zur Aufführung gebracht wurden, war die leider 2017 verstorbene Allroundkünstlerin Rosalie Kreissig erste Kostümbildnerin. Mit ihr arbeitete er im Jahre 2000 nochmal für das Heraeus-Jubiläum zusammen.

Während Kreissig am Königin-Katharina Stift sein Abitur machte, steuerte er alle zwei Jahre wieder neue Stücke zu den Matineen bei. Auch hier zeigte sich schon sein komisches Gespür und sein Sinn fürs Absurde ab. Im Froschkönig verwandelt sich die Prinzessin nach einem zweiten  Kuss mit ihrem Prinzen gemeinsam mit ihm zu Fröschen zurück. Die Musik für dieses Stück komponierte Anthony Curtis, einer der damaligen Ballettkorrepetitoren an der Cranko Schule.
Mit „KV 331“ spielte Kreissig erstmals konsequent mit Stilfragen, indem er Mozart’s bekannten Türkischen Marsch in vier verschiedenen Versionen als Hintergrund der Suche eines Komponisten nach seiner Muse nahm.

Mit seinem Fortgang nach Hannover entsteht eine längere Schaffenspause in Stuttgart. Ab 1990 tritt der mittlwereile freischaffend tätige Kreissig mit seinem ersten abendfüllenden Musical-Soloprogramms  „The Funtom of the Opera“ mehrfach im Stuttgarter Theater der Altstadt auf.

Seine erste Ballettlehrerin an der Cranko-Schule Gisela Ronecker kontaktiert ihn und gibt erste Kinderballette in Auftrag. So entsteht 1991 „Insects“, wiederum mit Mark McClain in der Hauptrolle des Kakerlaken. In den Folgejahren steuert Kreissig fast jedes Jahr ein weiteres grosses Gruppenstück zu den Aufführungen in der Schwabenlandhalle bei.

Thorsten Kreissig, Andrea Beyer und Renate Mach während einer Insects Probe

Kunst für die ganze Stadt

Eine nochmalige Wendung bringt die Berufung Kreissigs als künstlerischer Leiter des Grossprojekts Cranko Moves Stuttgart 2007 . Hier erarbeitet er erstmalig ein grosses Konzept, um mit Social Dance Projekten und Kooperationen eine ganze Stadt zu einem Thema zu bespielen. Aus dem Choregraphen und Regisseur wird der Projektmanager, der die Bühne für andere vorbereitet.

Gaité Parisienne und der Muskelfaserriss

Ballettdirektor Reid Anderson hatte Kreissig zusätzlich zu seinen Aufgaben als Projektmanager angefragt, ob er sich vorstellen können, als Jaques Offenbach in Maurice Béjarts wunderbarer „Gaité Parisienne“ wieder auf die Bühne zurückzukehren. Die Rolle, die in Stuttgart ursprünglich von Kreissigs Internatskollegen  Uwe Scholz interpretiert wurde, kombiniert tänzerische technische Brillanz mit schauspielerischen Qualitäten, da sie auch ein Sprechrolle ist. Ideal also für Kreissig.
So stand er nach fast 10 jähriger Trainingspause ab April 2007 wieder mindestens 3 mal pro Woche im Ballettsaal. Die Kondition kehrte zurück und er bewältigte die kurzen, technisch sehr fordernden Solos der Partie.
Leider zog sich Kreissig bei einer der letzten Bühnenproben 10 Tage vor der Premiere einen Muskelfaserriss in der Wade zu. So fiel nicht nur die Premiere ins Wasser – die Verletzung verhinderte leider auch, dass er eine der Folgevorstellungen übernehmen konnte.

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Andere wichtige Stationen in Kreissigs Laufbahn sind
Luzern
Hannover
Halle an der Saale
München
und Berlin.