CARDS – Choreographisches Forschungsprojekt

Das Akronym CARDS steht für „Choreography (for) Autonomous Robotic Dance Synchronization“ und umfasst mehrere theoretische Konzepte und in Arbeit befindliche Projekte, die Bewegungskunst und Technologie umfassen. Dazu gehören u.a.

Choreographie – eine kurze Begriffsklärung

Das ursprünglich griechische Wort „Choreografie“ bezieht sich gewöhnlich auf die Erfindung einer Reihe von Bewegungen für Tänzer*innen.
Im 20. Jahrhundert wurde die Bedeutung für jede Art von synchronisierter Bewegung erweitert, beispielsweise für die Laola-Wellen in Fußballstadien.

Koordination von Bewegungen

Ganz allgemein ist es die „Koordination von Bewegungen von Objekten im Raum“, wobei sich die Objekte synchron oder in Anstufung in zahlreiche Freiheitsgraden zunehmend autonom und unabhängig voneinander bewegen können. Synchronisierte Prozesse sind aber auch die Grundlage der meisten biologischen und technischen Abläufe. Leben ist ohne Synchronisierung nicht vorstellbar.

Eine „Laserschwert-Choreographie“ von drei Industrierobotern

Kriterien für gute Choreographie

Beim allen Formen des Tanz gibt normalerweise die Musik das Timing der Bewegungen vor. Bei künstlerischem Tanz ist ein wichtiges Kriterium für eine gute Choreografie daher auch die Musikalität der Bewegung und die Nutzung der musikalischen Spannungsbögen für eine sinnvolle Tanz-Dramaturgie .
Dabei ist es eigentlich egal, ob es sich um Theateraufführungen von Balletten, Modern-Dance Stücken oder um Choreographien für Wettbewerbe handelt. Die Kriterien bei Wettbewerben im Gesellschaftstanz, bei HipHop oder Break-Dance oder auch bei Sportarten wie Eiskunstlauf oder Synchronschwimmen sind überall ähnlich.

Den Choreograph*innen stellt sich natürlich schon im Vorfeld die wichtige Frage: welches Musikstück wähle ich für welche Handlung?

Tanz für „Nicht-Menschliche“ Tänzer*innen

In der Tanzgeschichte wurden immer wieder Choregraphien und Tänzer*innen gefeiert, die sich „automatenhaft“ bewegten. Von der zum Leben erweckten Puppe Coppélia bis hin zu Robotic Dance, die Wirkung des „Maschinenartigkeit“ der Bewegung faszinierte.
Nun kippt es: durch die Fortschritte in der Robotik haben wir eine Vielzahl tanzender Androiden und mittlerweile auch mit sehr viel Erfolg tanzende Hunde.

Die folgende Chroeographie aus dem Jahr 2021 mit 7 Spot-Robotern nutzt optimale Kameraperspektiven und spielt auf wunderbare Art und Weise mit den vielseitigen Armen bzw Medusa-artigen Köpfen der hundeartigen Roboter des MIT. Das Video wurde seit Juni 2021 fast 3 Mio Mal gesehen. (Stand vom 21. Januar 2022)

Auch das Kopieren einer Band wie den Rolling Stones gelingt den Spot-Robotern in beeindruckender Weise

Natürlich wird so auch die Akzeptanz für solche autonom agierenden Wesen in der gesellschaft erhöht. Die Vorstellung dass diese kräftigen Arme und Beine durch diktatorische und faschistoide Staaten auch zur Verfolgung unliebsamer, unbequemer und nicht regimekonformer Menschen eingesetzt werden können, wird dabei leicht ausgeblendet.

KI als Basis für die Tanzvideoanalyse

In den letzten 10 Jahren wurden viele kunstinspirierte KI-Projekte entwickelt. Diese Projekte konzentrierten sich hauptsächlich auf 2-D-Malerei und Musik aus zwei Gründen:
1. Die Rechenleistung war nicht stark genug, um komplexe Bewegungen zu analysieren
2. Der ikonografische und memetische Wert der berühmten Malerei machte diese Projekte einem größeren Publikum zugänglich

Neue Rechenkapazitäten und fortschrittliche Technologien ermöglichen nun die Analyse der auf Video aufgezeichneten menschlichen Bewegung. Diese können dann wiederum
an Roboter überspielt werden.

Extraktion von choreografischen Mustern aus Videos

Bewegungsmuster werden über KIs aus verschiedenen berühmten Choreografien wie Michael Jacksons Thriller oder den weißen Akten von Schwanensee extrahiert.
Bei Schwanensee ist die erzielte absolute Übereinstimmung der Bewegungen der 32 Tänzerinnen Teil der Perfektion. Sie bewegen sich sozusagen gesteuert durch einen einzigen Algorithmus.

Letztendlich können auch ethnische und folkloristische Tänze aus aller Welt sollen durch den Extraktionsalgorithmus erfasst werden und – bei einer ausreichend grossen Datenbank – klassifiziert und kategorisiert werden.

(Diese Website wird ständig überarbeitet. Die Aktualisierung dieser Unterseite erfolgte im Mai 2022. Sollten Sie irgendwelche inhaltlichen oder formalen Fehler entdecken, freuen wir uns über eine entsprechende Rückmeldung unter kreissig@kreissig.net. Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren und inspiriertenTag!
Bleiben Sie gesund 🙂