SprachDetektivInnen

Sprachen verändern sich ständig. Deswegen macht es ganz viel Spass, SprachDetektivIn zu spielen. Im Deutschen gibt es zum Beispiel ganz viele Worte, die wir aus anderen Sprachen übernommen haben. In der Wissenschaft gibt es viele lateinische und griechische Worte: z.b. Geometrie, Psyche oder Venus.
Bei allem was mit dem Internet zu tun hat gibt es viele Fachbegriffe aus dem Englischen: Website, downloaden, streamen, Netflix, googlen usw. 
Beim Essen übernehmen wir es meist aus der Sprache des Landes, wo die leckeren Sachen erfunden wurden oder mindestens sehr beliebt sind:  Döner und Baklava aus der Türkei, Spaghetti und Gnocchi aus Italien, Gulasch aus Ungarn, Sushi aus Japan, Ketchup aus Indonesien, Paella aus Spanien usw. Das Wort für Alkohol kommt übrigens aus dem Arabischen, genauso wie das Wort für Algebra oder Alchemie. Das Al in allen drei Worten ist der sogenannte unbestimmte Artikel – also wie das „the“ in Englisch.

Wenn Ihr Euch Sprache(n) also ganz genau anschaut, könnt ihr nebenher auch viel über die Menschen erfahren, die bestimmte Worte oder Ausdrucksweisen benutzen. Ein spannendes Feld für DetektivInnen.

Die Muttersprache – Häh? Was denn für Regeln?

Jede:r von euch hat schon mindestens eine Sprache gelernt: die sogenannte Muttersprache. Das ging ganz leicht, weil Eure Eltern euch ganz viel vorgesprochen haben, euch bei Fehlern korrigiert haben usw. Bei Euren sogenannten „Muttersprachen“ macht ihr irgendwann bloss noch ganz wenig Fehler. Wenn man Euch aber auch ganz viele Erwachsene aber nach den Regeln Eurer Muttersprachen fragen würde, müssten die meisten zugeben, dass sie sich da nicht ganz sicher sind.
Wenn wir später im Leben neue Sprachen lernen, bekommen wir meistens die Regeln dazu erklärt.  
Bei den Regeln gibt es zwei grosse Bereiche: die Semantik ist die Lehre von der Bedeutung. Sie versucht den Sinn und die Bedeutung so genannter sprachlicher Einheiten genau zu verstehen, also von einzelnen Worten, Phrasen oder ganzen Sätzen. Die Syntax schaut sich an wie Sätze gebaut werden dürfen.

Sprachwissenschaften oder Linguistik

Es gibt auch einige Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit Sprache beschäftigen. Zum Beispiel die Linguistik von dem lateinischen  Wort für Zunge‘ oder eben auch ‚Sprache‘ lingua.
Im englischen heisst Sprache deshalb auch language.

Die Liguist:innen untersuchen mit ganz verschiedenen Herangehensweisen vor allem die menschliche Sprache, aber auch Computersprachen oder Tiersprachen. Es geht dabei um Sprachen als Systeme, deren einzelne Bestandteile und Einheiten sowie deren Bedeutungen. Viele Bedeutungen verändern sich übrigens im Laufe der Zeit. Details dazu findet ihr unten.
Die Sprachwissenschaft schuat sich also die Entstehung, Herkunft und geschichtliche Entwicklung von Sprachen an, den vielseitigen Gebrauch in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation, mit dem Wahrnehmen, Erlernen und Artikulieren von Sprache und auch mit den möglicherweise damit einhergehenden Störungen.

Als großes Teilgebiet der Sprachwissenschaft untersucht die Allgemeine Sprachwissenschaft Aspekte, die mehrere Sprachen gemeinsam haben. Sie stellt die Methoden bereit, mit der beliebige Einzelsprachen beschrieben und auch miteinander verglichen werden können. Wesentliche Aspekte der Allgemeinen Sprachwissenschaft sind Grammatiktheorie, Vergleichende Sprachwissenschaft bzw. Sprachtypologie und Historische Sprachwissenschaft.

Für die Fortgeschrittenen: das Ganze geht auch ohne eigentliche gesprochene Sprache. Verkehrsschilder zum Beispiel „erzählen“ und auch, was wir wo machen dürfen, sind aber eigentlich nur bunter Bilder. Wenn es um die Bedeutung von Bildern oder Zeichen geht, heisst die Wissenschaft dann Semiotik.

Sprachenvielfalt auf der Welt

Sprachsystem, Sprachgeschichte und Sprachverwendung kann auch auf bestimmte Einzelsprachen oder Sprachgruppen beschränkt untersucht werden, so in der Germanistischen Linguistik das Deutsche oder im Rahmen der Romanistik die Romanischen Sprachen.

Sprachwissenschaft umfasst also ganz viele größere und kleinere Teilgebiete, die inhaltlich und auch methodisch uneinheitlich sind und mit einer Vielzahl anderer Wissenschaften in Kontakt stehen. Also das perfekte Umfeld für neugierige DetekivInnen. Ein paar besonders spannende Themen haben eigene Disziplinen oder Fachgebiete hervorgebracht.

Linguistik als riesiges Wissensnetzwerk

Ein weiteres Teilgebiet der Sprachwissenschaft ist die sogenannte Angewandte Linguistik. Auch hier können Fragen behandelt werden, die sprachübergreifend formuliert sind, zum Beispiel wissenschaftliche Grundlagen des Sprachunterrichts im Bereich der Fremdsprachenlehr- und -lernforschung oder Sprachtherapie in der Klinischen Linguistik.
Die Psycholinguistik untersucht unter anderem den Spracherwerb des Kleinkinds und die kognitiven Prozesse, die ablaufen, wenn Menschen Sprache verarbeiten. Die Korpuslinguistik und die Quantitative Linguistik sind Gebiete, die in den letzten Jahrzehnten durch die Erweiterung der technischen Möglichkeiten stark an Bedeutung gewonnen haben. Die Soziolinguistik, Medienlinguistik und Politolinguistik behandeln den öffentlichen Sprachgebrauch und den Übergangsbereich zur Soziologie.

Gendern von Sprache – Sternchen und mehr

Ihr könnt derzeit ganz aktuell miterleben, wie sich Sprache verändert. Beim so genannten Gendern (von englisch gender „soziales Geschlecht“: etwa „Vergeschlechtlichung“) geht es darum, dass Sprache ein Werkzeug ist, und für alle Sprechenden, Hörenden und Lesenden gleiche Chancen bieten sollte.
Früher wurde es als normal empfunden, dass es manche Worte nur in einer Form gab. Das war oft die männliche Form und Frauen sollten sich einfach auch mit angesprochen und mitgemeint fühlen.
Das ändert sich gerade. Auf diesen DetektivInnen-Seiten findet ihr zum Beispiel viele verschiedene Varianten, wie mehr Menschen angesprochen werden können:

  • Sprechende, Hörende, Lesende – da steht die Tätigkeit im Vordergrund, es ist egal wird das macht
  • DetektivInnen, Entdecker*innen, Forscher:innen, Wissenschaftlerinnen – hier gibt es männliche und weibliche Formen. Das grosse Binnen-I, das Sternchen, der Doppelpunkt oder das Trema machen klar, dass hier anders ausgesprochen wird.
  • Spiegelei, Spiege-lei, Spiegel-Ei: es ist ganz einfach, die kleine Pause vor dem Ei auszusprechen. Allerdings haben viel Leute, die ihre Muttersprache schon vor ein paar Jahren gelernt haben, grössere Schwierigkeiten, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen. Es hilft, wenn ihr Euren Eltern und Grosseltern das ab und zu vormacht. Denn Übung macht die Meister:innen 🙂