Im Herbst 2022 entsteht an der Stadtteilschule Hamburg-Wilhelmsburg das erste „Puck You“ Projekt an einer Schule. Zwei Klassen aus den Jahrgangsstufen 8 und 9 werden sich intensiv mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Artenvielfalt auseinandersetzen. Im Rahmen einer mehrwöchigen Projektarbeit, bei der jeweils ein ganzer fachübergreifender Unterrichtstag genutzt wird, entsteht ein modulares Science-Theatre rund ums Thema Artensterben.
„Puck you, Wilhelmsburg“ ist ein von TeeKay Kreissig entwickeltes Konzept, das sich wesentlicher Teil in das auf 3 Jahre angelegte Projekt „uMINTerpretieren“ integriert, das von der StSW gemeinsam mit den Kulturagenten Hamburg entwickelt wurde.
Table of Contents
Didaktische Zielsetzungen
In der Verknüpfung von Lerninhalten aus dem MINT Bereich mit den Themen des Sommernachtstraums entsteht ein mehrdimensionales Lernumfeld, das mehrere pädagogische Zielsetzungen umfasst. Gefördert werden
- MINT-Kentnisse, vor allem Biologie, Physik und Chemie
- gesellschaftliche Aspekte der Klimakrise
- Kreativität und Problemlösefähigkeit im Umgang mit Herausforderungen
- Umgang mit eigenen Emotionen in Anbetracht der Klimakrise
- Metakognitive Prozesse
- Methodenkenntnisse, u.a. Design Thinking
- Recherchefähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
Die Jugendlichen sollen im Rahmen des Projektes ihre Möglichkeiten der Einflussnahme erleben und reflektieren. Dazu zählt die Auseinandersetzung mit technischen Lösungen und/oder Strategien von Ländern im globalen Süden, die am stärksten unter der Klimakrise zu leiden haben und bei denen durch Abholzungen oder geplante Förderung von fossilen Energieträgern die natürlichen Ressourcen gefährdet sind. So entsteht ein viele Grenzen überschreitendes Projekt, das den globalen Aspekt des Artensterbens unterstreicht.
Außenbesuche bei Projektpartner*innen
Die Klimakrise ist ein hoch komplexes Thema, in das viele Aspekte einfließen. Dazu gehören ökologische Zusammenhänge ebenso wie Wirtschaftskreisläufe, gesellschaftspolitische Entwicklungen und Rahmenbedingungen und nicht zuletzt zielorientiertes zivilgesellschaftliches Engagement.
Daher sind Besuche von außerschulischen Lernorten in Wilhelmsburg und Gesamt-Hamburg wichtige Bestandteile des pädagogischen Konzepts. Hier lernen die Schüler*innen Orte, Organisationen und Ansprechpartner*innen kennen, mit denen sie ihre persönlichen Schwerpunkte im Projekt vertiefen können.
Zu den bisherigen Partnern in Wilhelmsburg mit konkreten Besuchsterminen gehören:
- BUKEA – Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
- Bürgerhaus Wilhelmsburg
- Stiftung Lebensraum Elbe
- Wälderhaus Hamburg
Weitere Besuche sind geplant u.a. bei
- Bücherhallen Wilhelmsburg
- Deutsches Klimarechenzentrum
- Gesellschaft für ökologische Planung
- Greenpeace
- Zinnwerke
Arbeitsweise
Zu Beginn des Projekts erstellen die Jugendlichen in ihrer jeweiligen Klasse eine große Mind-Map rund ums Thema Artensterben, die als Orientierung von „Puck You Wilhelmsburg“ dient und immer wieder erweitert wird.
Jede*r Schüler*in soll sich Expertise in 3 selbstgewählten Teilbereichen erarbeiten, die aus drei Themenfeldern gewählt werden können:
- MINT-Ebene – naturwissenschaftlich-technische Aspekte
- gesellschaftliche und politische Zusammenhänge
- künstlerische Zugänge und Umsetzungen
Die Weiterentwicklung findet in 2er oder 3er Gruppen statt, damit in den teaminternen Diskussionen thematische und metakognitive Lernfortschritte ermöglicht werden.
Internationale Aspekte – Think Global – Act Local
Wilhelmsburg ist ein Stadtteil, in dem viele Menschen mit Migrationsgeschichte leben. Auch die Internationalität der Schüler*innen kann und soll daher ins Lernprojekt einfliessen. Denkbar wäre zum Beispiel, die Auswirkungen von Klimakrise und Artensterben in den Herkunftsregionen der Eltern bzw der Grosselterngeneration durch Interviews mit dort lebenden Angehörigen bewusst zu machen.
Denkbar ist auch hier, dass Kontakt mit Behörden oder NGOs in den Regionen aufgenommen wird.
Nachhaltigskeitsassistent*innen
Da die Schüler*innen der 9. Klasse während des Projektzeitraums auch ihr Betriebspraktikum absolvieren, können wir den Firmen anbieten, ihre eigenen Bemühungen zu Nachhaltigkeit zu reflektieren.
Die Berechnung der CO2 Bilanz von Firmen, Organisationen und Behörden sowie verschiedene gängige Formen von Nachhaltigkeitsberichten werden Teil des Projektcurriculums sein. In Kooperation mit den Betrieben könnten die Jugendlichen das erworbene Wissen als Nachhaltigkeitsassistent*innen gleich im Rahmen einer praktischen Herausforderung einsetzen.
Das Endprodukt – ein hybrides Science Theatre
Am Ende des Projektes soll eine Folge kurzer, selbstgeschriebener Szenen stehen, die an ganz unterschiedlichen Orten gezeigt und miteinander kombiniert werden werden können: als Straßentheater, im Rahmen einer Kundgebung, als TikTok-Video.
Auch eine traditionelle Theateraufführung wäre denkbar, in der Moderator*innen die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Szenen nochmals verdeutlichen.
Wilhelmsburg – multiethnische Gegenwart und Zukunft
Hamburg Wilhelmsburg, gelegen auf der größten bewohnten Flussinsel Europas, ist mit seiner Mischung von Hafen- und Industriegebieten, Autobahnen, Bahntrassen, Brachflächen und unzusammenhängenden Siedlungsstrukturen nicht nur geographisch ein ganz besonderer Stadtteil.
Auch die sozialen Strukturen in Wilhelmsburg sind beachtenswert. Als einer der ärmsten Stadtteile Hamburgs ist er zugleich einer der diversesten und aufregendsten Teile der Stadt.
Die kulturelle und ethnische Vielfalt zeigt sich auch in der Schulgemeinde der Stadtteilschule Wilhelmsburg: mehr als 92% der Schüler*innen haben einen Migrationshintergrund. 84% der Schülerhaushalte beziehen Sozialhilfe nach SGB XII. Die Stadtteilschule Wilhelmsburg wird im Hamburger Sozialindex als „Schule mit sehr schwierigen sozialen Rahmenbedingungen“ (KESS 1) ausgewiesen.
MINT Schule
Die Stadtteilschule Wilhelmsburg ist eine von nur fünf zertifizierten MINT-Schulen Hamburgs. Durch das 2011 gegründete und an die Schule angeschlossene Maritime Zentrum Elbinseln (MZE) werden die Schüler*innen an Berufe im technischen, insbesondere im maritimen Bereich herangeführt. Das MZE hat zu diesem Zweck eine ganze Reihe von Kooperationen im Stadtteil eröffnet und vielfältige außerschulische Lernorte erschlossen.
Obwohl die Zukunftsperspektiven der Schüler*innen im Allgemeinen eher problematisch sind, findet sich bei den Schüler*innen häufig ein Berufswunsch im technischen Bereich, zum Beispiel in den Ingenieurswissenschaften.
Durch weitere Angebote des Handlungsorientierten Lernens soll ein höheres Maß an Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit hergestellt werden.
Kulturelle Bildung
Auch im Bereich der Kulturellen Bildung ist die StS Wilhelmsburg aktiv und erfolgreich. Tatsächlich gibt es mittlerweile einige Versuche, die beiden Bereiche MINT und Kulturelle Bildung im Schulalltag näher aneinander zu rücken. Wir erproben aktuell eine Kollaboration zwischen einem Physik- und einem Theaterkurs, und wir wollen diese Kooperationen ausbauen.
uMINTerpretieren interdisziplinärer Ansatz in der Schulentwicklung
Das Projekt uMINTerpretieren versteht sich als Moment der Schulentwicklung durch eine künstlerischen Durchdringung aller Fächer. Wir eröffnen neue Zugänge zu den MINT-Fächern, und geben zugleich der Kulturellen Bildung eine Reihe von Hard Facts an die Hand. Das Leitbild der Schule betont die Wichtigkeit insbesondere der MINT-Fächer und der Kulturellen Bildung. Mit dem Projekt uMINTinterpretieren realisiert die StS Wilhelmsburg dieses Leitbild.
uMINTerpretieren als hybrides Kurskonzept
Das Projekt uMINTerpretieren hat als Ideal einen dezidierten Profilkurs, der von vornherein und ganz grundsätzlich als hybrider Kurs arbeiten soll: als Kurs, der gleichzeitig MINT und Kulturelle Bildung ist, als Kurs, der künstlerische und naturwissenschaftliche Forschung übereinanderlegt und neue Formen der Erkenntnisproduktion erzeugt. Ausgehend von den guten Erfahrungen, die die StS Wilhelmsburg bei der Begleitung durch externe Künstler*innen und Theaterpädagog*innen im Bereich der Kulturellen Bildung gewonnen haben, soll diese Form der Zusammenarbeit jetzt auch auf externe Wissenschaftler*innen und Forscher*innen erweitert werden.
Das Projekt uMINTerpretieren schlägt vor, den neu zu schaffenden Profilkurs jedes Halbjahr im Umfang von sechs Wocheneinheiten von je einer Künstler*in und einer Wissenschaftler*in begleiten zu lassen. Das Projekt strebt eine umfassende Zusammenarbeit zwischen Künstler*in, Wissenschaftler*in und beteiligten Lehrer*innen an – eine gemeinsam entwickelte Unterrichtskonzeption. Dazu gehört auch, die jeweiligen Curricula übereinander zu legen und die jeweils geeigneten Schnittstellen zu identifizieren.
Präsentation der Ergebnisse
Besonders wichtig ist nicht zuletzt, geeignete Präsentationsformen zu entwickeln, um die Ergebnisse des neuen Profils sowohl innerhalb der Schule als auch einer interessierten Öffentlichkeit außerhalb nahezubringen. Die Erfahrungen des ersten Projektjahres werden in die Ausformung des zweiten und dritten Projektjahres einfließen.
2023 soll nach einem kompletten Zyklus des ersten Profilkurses am Ende des dritten Projektjahres die Validität des Ansatzes unter Beweis gestellt werden, um die Verbindung von MINT und Kultureller Bildung an der StS Wilhelmsburg dann dauerhaft implementieren zu können.
(Diese Website wird ständig überarbeitet. Die Aktualisierung dieser Unterseite erfolgte im August 2022. Sollten Sie irgendwelche inhaltlichen oder formalen Fehler entdecken, freuen wir uns über eine entsprechende Rückmeldung unter kreissig@kreissig.net. Wir wünschen Ihnen einen wunderbaren und inspiriertenTag!
Bleiben Sie gesund 🙂