Nach Ansage – eine absurde Tanzcollage

„Nach Ansage“ ist eine spielerische Sammlung verschiedener Tanzstile und Zitate aus Kunst und Literatur, die sich zugleich immer wieder auf das Dezimalsystem der Mathematik beziehen. In einer Folge von 10 getanzten Kurzgeschichten erkunden 10 Tänzer*innen die Möglichkeiten von 10 verschiedenen Tanz- und Musikstilen – dabei spannt sich der musikalische Bogen von Johann–Sebastian Bach über Mozart, Chopin und Débussy bis hin zu einem Tango von Astor Piazzolla und Paul Desmond’s “Take Five” in der klassischen Interpretation durch das Dave Brubeck Quartett.

Gleichzeitig werden immer wieder die letzten 10 letzten Wörter wichtiger Werke der Weltliteratur zitiert, die so als „Ansagen“ der einzelnen Episoden dienen.

Originalfassung Hannover 1986

„Nach Ansage“ entstand 1986 als erstes Stück im Rahmen der „Jungen Choreographen“ in Hannover. Der Titel nimmt Bezug auf Probenpläne im Theaterbetrieb, wenn aus Mangel an genauerer Planung nur „Nach Ansage“ auf dem Probenplan erscheint und so alle Darsteller prinzipiell zur Probe anwesend sein müssen.
In einer Art mythischen Anfang erscheinen zehn in schwarzen Kapuzenumhängen gekleidete Gestalten, die um zehn im Kreis aufstellte Stühle rotieren, und so an eine Prozession vor dem Monument von Stonehenge erinnern. Auf den Stühlen befinden sich 10 Texttafeln und die Darsteller*innen beginnen, die darauf enthaltenen „10 Gebote“ laut zu deklamieren und schliesslich in einen absurd-komischen philosophischen Diskurs über die Entstehung des Monuments und des Dezimalsystem münden.

Luzerner Fassung 1992

Für Luzern erweiterte der Bühnenbildner Roy Spahn die Idee, indem er 10 Reproduktionen von großen Kunstwerken auf der Bühne in verschiedenen Formen und Orten verwendet. Zu den Werken gehörten u.a. Edward Munch‘s berühmter „Schrei”, ein Ausschnitt aus der Seerosen-Serie von Claude Monet und ein Frauenporträt von George Grosz. Nach einer unterhaltsamen und fesselnden, immer wieder andersartigen Reise durch die Highlights des Westerns stellt das Finale einen Mozart-Marsch mit einer farbigen Kulisse von Keith Haring im Hintergrund gegenüber.

Diese Luzerner Fassung war das Abschlussstück des zweiten Ballettabends in Luzern im Oktober 1992. Es wurde zusammen mit dem neoklassischen „Bémol“ zu Tschaikowskis berühmtem Klavier kombiniert Konzert und einem strukturierten Improvisationstück unter dem Titel „CH-NCH“ (sowohl choreografiert und nicht choreographiert als auch „schweizerisch – nicht schweizerisch“ aufgeführt.

Pressespiegel „Nach Ansage“ Luzern

„Einfach geil“ begeistert sich Sofia Herrera kokett über die Zahl 10 und wir werden ihr am Schluss recht geben. Denn Thorsten Kreissig’s Choreographie „Nach Ansage“, eine Collage aus je zehn, Tanzstilen, Musikstücken, Bild und Literaturzitaten ist beziehungsreich-witziges Tanzspektakel.

(Luzerner Neuste Nachrichten)

Geschickt bricht Kreissig die Ebenen von Tanz, Sprache, Kunst und Künstlichkeit; Neoklassik und Clownerei, Slapstick und Poesie, Tanz und Schauspiel – so ziemlich alles ist da vorhanden, wechselt die Sparten, wendig, blitzschnell.

(Luzerner Zeitung)

Manchmal finden ganz schwindelerregende Gipfeltreffen der Musikgeschichte statt: Edward Munchs „Schrei“ gilt dem Tangopaar Piazzollas; Goethe beschwört das Ewig- Weibliche, während die Charleston Sisters rührig Botticellis Venus konterkarieren. Kreissig hat Verbindungen erkannt und verspielt in Kurzszenen gebannt.

(Basler Zeitung)